Voodoo Puppe | © Zack Smith
Voodoo Puppe | © Zack Smith | provided by New Orleans & Company
Voodooo Authentica
Voodooo Authentica | provided by New Orleans & Company
St. John's Eve Voodoo Ritual
St. John's Eve Voodoo Ritual | provided by New Orleans & Company
New Orleans Voodoo
provided by New Orleans & Company

New Orleans Voodoo

Rituale, Spirits, und mehr

Letzte Änderung 12.12.2025

New Orleans ohne Voodoo ist wie Beignets ohne Puderzucker – möglich, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas. Voodoo gehört hier zur Kultur wie Jazz, Mardi Gras und die Eichen am Mississippi. Gleichzeitig ist kaum ein Thema so von Hollywood-Klischees überlagert. Zeit also für einen Guide, der aufräumt, erklärt und dir zeigt, wo du Voodoo in New Orleans heute respektvoll erleben kannst.

Was ist New Orleans Voodoo eigentlich?

New Orleans Voodoo (oft auch Louisiana Voodoo oder Voodoo-Catholicism genannt) ist eine eigenständige Religion mit Wurzeln in westafrikanischen Traditionen, haitianischem Vodou und dem Katholizismus. Gläubige glauben an einen fernen Gott, der den Alltag den Geistern überlässt – mit diesen Spirits wird über Rituale, Musik, Tanz und Gesang Kontakt aufgenommen.
Typisch sind Altäre mit Kerzen und Heiligenbildern, Talismane, sogenannte gris-gris (kleine Beutel mit Kräutern, Wurzeln oder Symbolen) und spirituelle Praktiken wie Readings, Reinigungsbäder, Gebete und persönliche Zeremonien. In New Orleans stehen dabei weniger „Flüche“ im Vordergrund, sondern Schutz, Unterstützung in Krisen, Trost und die Verbindung zu Ahnen und Spirit-Welt.

Von Westafrika an den Mississippi: ein kurzer Blick in die Geschichte

Voodoo kam mit versklavten Menschen aus Westafrika nach Louisiana. Sie brachten ihre Religionen und Rituale mit, mussten diese aber im kolonialen Alltag anpassen – unter anderem an den katholischen Glauben der französischen und spanischen Kolonialherren. So entstanden Mischformen, in denen afrikanische Spirits mit katholischen Heiligen verschmolzen.

Ende des 18. Jahrhunderts verstärkte sich dieser Einfluss, als nach dem Sklavenaufstand von 1791 viele Geflüchtete aus Haiti nach New Orleans kamen – darunter auch freie People of Color, die Voodoo als wichtigen Teil ihrer Kultur pflegten. Im 19. Jahrhundert wurden Voodoo-Königinnen und -Könige zu einflussreichen spirituellen UND politischen Figuren der Stadt.

Congo Square: das spirituelle Herz von Voodoo

Congo Square – Voodoo, Trommeln & Freiheit Momente
📍 Congo Square im Louis Armstrong Park, 835 N Rampart St, New Orleans, LA 70116

Wenn du verstehen willst, warum Voodoo so tief in New Orleans verankert ist, musst du nach Congo Square im Treme-Viertel. Schon im 18. Jahrhundert durften hier versklavte Menschen sonntags zusammenkommen – ein Privileg, das es in dieser Form nirgendwo sonst in den USA gab.

Auf dem Platz wurde getanzt, getrommelt, gesungen, gehandelt – und es wurden Voodoo-Rituale gefeiert. Hunderte Menschen bildeten große Kreise, gaben Rhythmen vor, die später Jazz, Rhythm & Blues und viele weitere Musikrichtungen beeinflussen sollten. Heute ist Congo Square ein ruhiger, aber kraftvoller Ort, an dem noch immer kulturelle Events und Zeremonien stattfinden – und ein perfekter Startpunkt, um Voodoo historisch einzuordnen.

Marie Laveau & Dr. John: die berühmtesten Voodoo-Persönlichkeiten

Marie Laveau – die Voodoo-Königin von New Orleans
📍 (Grab) St. Louis Cemetery No. 1, 425 Basin St, New Orleans, LA 70112
Marie Laveaus Grab auf dem St. Louis Cemetery No. 1
Kaum eine Figur ist so legendär wie Marie Laveau (1794–1881). Sie war eine freie Frau afrikanisch-europäischer Herkunft, Voodoo-Priesterin, gläubige Katholikin – und vermutlich die einflussreichste spirituelle Persönlichkeit ihrer Zeit. Sie besuchte regelmäßig die Messe in der St. Louis Cathedral und ermutigte ihre Anhänger, das ebenfalls zu tun.

In ihrem Haus in der St. Ann Street im French Quarter empfing sie Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten: versklavte Arbeiter, Geschäftsleute, Politiker. Sie pflegte Kranke, kümmerte sich während der Gelbfieber-Epidemie um Bedürftige und war bekannt für Rituale, mit denen sie Rat, Schutz und spirituelle Unterstützung bot. Ihr Grab in St. Louis Cemetery No. 1 ist bis heute ein Pilgerort – oft geschmückt mit Münzen, Papierblumen und kleinen Gaben.

Dr. John – der Voodoo-König

Dr. John, auch Bayou John genannt, wurde in Senegal geboren, nach Kuba verschleppt und gelangte schließlich als freigelassener Mann nach New Orleans. Auf Bayou Road betrieb er eine Praxis als Heiler und Wahrsager und wurde zum Lehrer von Marie Laveau. Seine Mischung aus Medizin, Voodoo-Wissen und Charisma machte ihn zu einer Legende – und inspirierte später sogar den Künstlernamen des Musikers Dr. John.

Rituale & Feste: St. John’s Eve und die Sommersonnenwende

St. John’s Eve – Voodoo unter dem Sternenhimmel
📍 Bayou St. John, z. B. nahe 1375 Moss St, New Orleans, LA 70119

Ein besonderer Tag im Voodoo-Kalender ist der 23. Juni: St. John’s Eve, die Nacht vor dem Johannistag. In New Orleans wird dieser Abend seit den 1830er-Jahren gefeiert – initiiert von Marie Laveau, die an den Ufern des Bayou St. John öffentliche Rituale abhielt. Zentrum der Feier: ein symbolisches „head washing“, also ein rituelles Reinigen des Kopfes, kombiniert mit Musik, Tanz und Gemeinschaft.

Heute greifen verschiedene Gruppen diese Tradition wieder auf. Auch das International House Hotel in Downtown New Orleans veranstaltet jedes Jahr zu St. John’s Eve eine moderne Interpretation mit Ritualen, Musik und Kunst – eine spannende Mischung aus Tradition und zeitgenössischer Spiritualität.

Voodoo heute erleben – respektvoll & authentisch

Voodoo ist in New Orleans keine „Touristen-Show“, sondern für viele Menschen gelebte Religion. Viele Rituale finden privat statt, dennoch gibt es einige Orte, an denen du mehr über Geschichte und Praxis erfahren kannst.

The Voodoo Spiritual Temple – gelebte Spiritualität
📍 The Voodoo Spiritual Temple, 1428 N Rampart St, New Orleans, LA 70116

Direkt gegenüber von Congo Square liegt der Voodoo Spiritual Temple – das einzige formell gegründete Voodoo-Heiligtum der Stadt. Hier werden Zeremonien durchgeführt, Readings angeboten und altüberlieferte Rituale gepflegt. Besucher:innen können nach Absprache Einblicke bekommen, ein Reading buchen oder einfach den Tempel-Shop besuchen – immer im Bewusstsein, dass dies ein realer Ort religiöser Praxis ist, kein „Gruselkabinett“.

New Orleans Historic Voodoo Museum – kleines Museum, große Story
📍 New Orleans Historic Voodoo Museum, 724 Dumaine St, New Orleans, LA 70116

Mitten im French Quarter findest du dieses kleine, aber randvoll gefüllte Museum. Es zeigt Altäre, historische Objekte aus Afrika, Haiti und Louisiana und erzählt die Geschichte von Voodoo in New Orleans – von Congo Square bis Marie Laveau. Ideal, wenn du tief in die Hintergründe einsteigen willst, bevor du Shops oder Tempel besuchst.

Voodoo-Shops & Botanicas – von gris-gris bis Kerzen

Voodoo Authentica
📍 Voodoo Authentica, 612 Dumaine St, New Orleans, LA 70116

Voodoo Authentica | © Zack Smith
Ein Cultural Center, Shop und Ort für Readings in einem: Hier findest du handgemachte Voodoo-Puppen, gris-gris-Beutel, Kerzen und Öle, oft direkt von Praktizierenden gefertigt. Voodoo Authentica versteht sich als Ort der Aufklärung und bietet regelmäßig Events und Zeremonien.

Island of Salvation Botanica
📍 Island of Salvation Botanica, 2372 St Claude Ave #100, New Orleans, LA 70117

Im Marigny/Bywater-Viertel liegt diese Botanica, in der Voodoo, Vodou und andere afro-diasporische Traditionen im Vordergrund stehen. Hier kaufst du nicht nur Kerzen und Kräuter, sondern bekommst auch Beratung dazu, wie sie rituell eingesetzt werden – immer in einem spirituellen, nicht „esoterischen Souvenir“-Kontext.

Marie Laveau’s House of Voodoo
📍 Marie Laveau’s House of Voodoo, 739 Bourbon St, New Orleans, LA 70116

Dieser Laden auf der Bourbon Street spielt mit der Legende der Voodoo-Königin und verbindet Shop, Leseraum und Museumsvibes. Perfekt, wenn du die typische Bourbon-Street-Energie mit einem Schuss Mystik kombinieren möchtest – und vielleicht ein kleines Andenken mit nach Hause nehmen willst.

Geführte Voodoo-Touren – Kontext statt Klischees

Wer wirklich verstehen will, wie Voodoo in New Orleans entstand und praktiziert wird, ist mit einer geführten Tour gut beraten. Anbieter wie Haunted History Tours, Free Tours by Foot oder Island of Algiers Tours bieten spezielle Voodoo- und Spirituality-Touren an, die historische Hintergründe, wichtige Orte und die reale Religion statt Hollywood-Mythen in den Mittelpunkt stellen.

Respektvoll unterwegs: ein paar Dos & Don’ts

  • Respektiere, dass Voodoo eine Religion ist. Verhalte dich in Tempeln, an Altären und Gräbern so, wie du es in jeder anderen Glaubensstätte tun würdest.
  • Frag, bevor du Fotos machst. Besonders bei Altären, Ritualen oder Personen immer um Erlaubnis bitten.
  • Kaufe bewusst ein. Nutze Shops, die von Praktizierenden geführt werden, statt reine „Horror-Souvenir“-Läden zu unterstützen.
  • Bleib neugierig, aber offen. Du musst nicht an Spirits glauben, um die Kultur zu respektieren – aber ein offener Blick macht deinen Besuch deutlich spannender.

New Orleans Voodoo ist keine dunkle Fußnote der Stadtgeschichte, sondern ein lebendiger Teil der Gegenwart – verwoben mit Musik, Kulinarik, Nachbarschaften und Alltagsleben. Wenn du dir Zeit nimmst, hinter die Klischees zu schauen, lernst du eine spirituelle Tradition kennen, in der Gemeinschaft, Ahnenverbundenheit und Hoffnung eine wichtige Rolle spielen. Und genau das macht Voodoo – und New Orleans – so faszinierend.

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Deborah Theis
deborah@wiechmann.de
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