In New Orleans kannst Du buchstäblich an einer Hausfassade ablesen, wer hier wann Einfluss hatte: Franzosen, Spanier, Karibik, Amerikaner – alle haben ihre Spuren hinterlassen. Herausgekommen ist ein riesiges Open-Air-Architekturmuseum mit schmiedeeisernen Balkonen, bunten Shotgun Houses und eleganten Villen unter alten Eichen.
Dieser Guide nimmt Dich einmal quer durch die wichtigsten Baustile – inklusive konkreter Orte, an denen Du sie Dir live anschauen kannst.
Das „französische“ Viertel, das eigentlich spanisch ist
St. Louis Cathedral – Ikone am Jackson Square
📍 615 Pere Antoine Aly, New Orleans, LA 70116
St Louis Cathedral
Wenn Du vor der St. Louis Cathedral auf dem Jackson Square stehst, fühlst Du Dich wie auf einer Postkarte: spitze Türme, Pferdekutschen, Straßenmusiker. Spannend: Ein Großteil des French Quarters ist gar nicht wirklich französisch, sondern spanisch geprägt. Nach zwei verheerenden Bränden 1788 und 1794 wurde hier überwiegend unter spanischer Verwaltung neu aufgebaut – mit dicken Mauern, Innenhöfen und den berühmten Balkonen aus Gusseisen.
Rund um den Jackson Square siehst Du vor allem Creole Townhouses: mehrstöckige Stadthäuser mit Läden unten, Wohnungen oben, bunten Fassaden und üppigen Balkonen, die direkt über den Gehweg ragen. Viele haben Innenhöfe, in denen Du in versteckten Cafés oder Bars landest.
Gallier House – Architektur zum Anfassen
📍 1132 Royal St, New Orleans, LA 70116
Gallier HouseGallier HouseGallier House
Wenn Du Architektur wirklich verstehen willst, lohnt sich ein Besuch im Gallier House. Das historische Wohnhaus des Architekten James Gallier Jr. zeigt Dir, wie durchdacht New Orleans-Häuser im 19. Jahrhundert schon geplant waren – mit Innenhof, Belüftung, Regenwassermanagement und all den kleinen Details, die das Leben im subtropischen Klima angenehmer machen.
Beim Bummel durch das French Quarter achtest Du am besten auf:
Creole Cottages – eingeschossige Häuser mit steilem Dach, fast direkt am Gehweg, oft hinten mit kleinem Hof.
Shotgun Houses – die schmalen Superstars der Stadt
Typische Shotgun Street im Bywater / Marigny
(kein einzelnes Haus, eher ganze Straßenzüge – einfach durch die Nachbarschaft laufen)
Die wahrscheinlich charmantesten Häuser von New Orleans sind die Shotgun Houses: schmale, lange Holzhäuser mit Zimmern hintereinander – angeblich könntest Du mit einer Schrotflinte von der Haustür bis zur Hintertür „durchschießen“, ohne eine Wand zu treffen (bitte nicht ausprobieren).
Shotgun HäuserShotgun Häuser
Du findest sie überall in der Stadt, besonders in Marigny, Bywater, Mid-City und Teilen von Uptown. Viele sind heute pastellfarben gestrichen, mit geschnitzten Verzierungen unter dem Dach, hohen Fenstern und kleinen Vorgärten. Es gibt:
einfache Shotguns
Double Shotguns (zwei Türen nebeneinander, zwei Wohneinheiten)
Camelbacks – Shotguns mit zweitem Stock nur im hinteren Teil des Hauses.
Tipp: Plan Dir bewusst etwas Zeit für einen Spaziergang durch Bywater ein und achte auf die Details – Fensterläden, Haustüren, kleine Veranden. Hier merkst Du, dass „einfach“ nicht gleich „langweilig“ bedeutet.
Garden District & Uptown – Villen, Veranden & viktorianische Träume
Columns Hotel – Veranda mit Streetcar-Blick
📍 3811 St. Charles Ave, New Orleans, LA 70115
Columns HotelColumns Hotel
Entlang der St. Charles Avenue reiht sich ein ganzes Best-of klassischer Südstaatenarchitektur aneinander: Double-Gallery Houses, Raised Center-Hall Cottages und große Villen im Greek-Revival- oder Italianate-Stil.
Das Columns Hotel ist ein perfektes Beispiel: hohe Säulen, breite Veranda, Blick auf die historischen grünen Streetcars, die direkt vor der Tür vorbeirumpeln. Hier siehst Du, wie wichtig Außenräume in New Orleans sind – Schatten, Luftzug, viel Platz, um im Freien zu sitzen.
Spazieren im Garden District
Ein paar Blocks weiter Richtung Garden District erlebst Du die volle Pracht: herrschaftliche Häuser mit Gärten, gusseisernen Zäunen und jahrhundertealten Eichen. Typisch sind hier:
Raised Center-Hall Cottages – erhöhte Häuser mit breiter Veranda und Mittelgang, oft mit Arbeits- oder Lagerräumen im Sockelgeschoss.
Double-Gallery Houses – zweigeschossige Fassaden mit zwei übereinanderliegenden Veranden, symmetrisch, mit Säulen.
Lafayette Cemetery No. 1 – Stadt der Toten, Teil des Stadtbilds
📍 1400 Washington Ave, New Orleans, LA 70130
Gegenüber von Commander’s Palace liegt der historische Lafayette Cemetery No. 1 – eine ganze „Stadt der Toten“ mit oberirdischen Grüften. In New Orleans gehören die Friedhöfe ganz selbstverständlich zum architektonischen Gesamtbild. Ihre Grabmäler spiegeln ebenfalls viele Baustile wider: klassizistische Mini-Tempel, neugotische Obelisken, Familiengräber mit schmiedeeisernen Zäunen.
Beispiel: American Townhouses im Central Business District
American TownhouseLofts in der Julia Street Ecke Magazine Street
Im 19. Jahrhundert wuchs New Orleans rasant, und mit dem wirtschaftlichen Boom kamen neue Wohn- und Geschäftshäuser: die American Townhouses. Diese schmalen, meist dreistöckigen Backstein- oder Stuckbauten findest Du vor allem im Central Business District und im Lower Garden District. Sie haben asymmetrische Fenster, Balkone im zweiten oder dritten Stock und eine klare, „städtische“ Wirkung.
Rund um die Julia Street im Arts/Warehouse District mischt sich das Ganze mit alten Lagerhäusern, die heute Lofts, Galerien und Restaurants beherbergen. Freiliegende Backsteinwände, große Sprossenfenster, Holzbalken – perfekt, wenn Du Industrial-Vibes liebst.
Architekturstile als Zeitreise – worauf Du achten solltest
Beim Bummel durch die Stadt kannst Du Dir New Orleans wie ein Architektur-Bingo vorstellen. Achte einfach auf ein paar typische Merkmale:
Französisch-karibisch (Creole Cottages & Townhouses): direkt am Gehweg, bunte Putzfassaden, Innenhöfe, massive Mauern für Hitze- und Brandschutz.
Spanischer Einfluss: Gusseiserne Balkone, Innenhöfe, Ziegel- und Stuckbau nach den großen Feuern im 18. Jahrhundert.
Amerikanischer Einfluss (Uptown/Garden District): freistehende Häuser, Gärten, Säulen, große Veranden, Anleihen an Greek Revival, Italianate und viktorianische Stile.
Viktorianische Details: geschnitzte Holzornamente, bunte Farbpaletten, dekorative Geländer – vor allem bei Shotgun Houses und kleineren Villen.
So erlebst Du die Architektur am besten
Zu Fuß im French Quarter & Marigny: Lass Dich treiben, schau in Höfe, blicke in die oberen Etagen und auf die Balkone – da spielt das Leben.
Mit der Streetcar auf der St. Charles Avenue: Vom CBD durch den Garden District bis Uptown – ein rollender Architektur-Rundgang.
Geführte Architektur- oder Historic-Home-Touren: Viele Anbieter zeigen Dir Innenhöfe, Privathäuser und erzählen die Geschichten dahinter.
Mit dem Rad durch Bywater & Mid-City: Ideal, um Shotgun Streets in Ruhe zu entdecken und zwischendurch auf einen Coffee Stop anzuhalten.
Warum New Orleans für Architektur-Fans ein Traum ist
In manchen Städten siehst Du in einer Woche drei Baustile – in New Orleans schaffst Du das auf einem einzigen Block. Vom „spanischen“ French Quarter über farbenfrohe Shotgun-Häuser bis zu den Villen des Garden District erzählt hier jedes Haus eine Geschichte von Handel, Kolonialzeit, Einwanderung, Klima und Kultur.
Wenn Du New Orleans planst, lohnt es sich, mindestens einen halben Tag nur für Architektur einzuplanen – Kamera bereit, bequeme Schuhe an, Streetcar-Ticket in der Tasche. Und keine Sorge: Selbst wenn Du „nur mal eben“ eine Runde drehen willst, kommst Du garantiert mit 200 Fotos und einem neuen Lieblingsbalkon zurück.
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